Lärm draußen halten
Das Bürogebäude gegenüber wird saniert, die Straße vor dem Haus erneuert oder die neuen Nachbarn nebenan streiten sich lautstark. Lärmverschmutzung ist heutzutage für jeden, der in der Stadt lebt, ein Thema. Je massiver ein Haus gebaut ist, desto besser schützt es auch vor Lärm. Wer mit Ziegeln baut, profitiert von den integrierten Schallschutzeigenschaften und kann den Lärm des Alltags im buchstäblichen Sinne hinter sich lassen.
Geht es Ihnen auch so, dass Sie sich im Urlaub weniger erholen, wenn die Zimmerwände so hauchdünn sind, dass man jede Bewegung des Zimmernachbarn wahrnimmt? Und achten Sie auch darauf, dass Sie möglichst ein Zimmer weit weg vom Hotellift bekommen? Und wenn man endlich wieder zuhause ist, dann erfreuen einen im Herbst die Laubbläser mit ihrem nicht ganz so erquicklichen Blaskonzert.
Schallschlucker gesucht
Schon bei der Planung von Mehrgeschosswohnungen achten Architekten in der Regel darauf, dass Schlafzimmer nicht in der Nähe der Aufzüge und zur ruhigeren Straßenseite hin liegen. Aber auch als Bewohner kann man einiges dafür tun, um ein ruhigeres Umfeld zu schaffen. Das kann ein trittschallhemmender Bodenbelag sein, oder die Ausstattung der Böden und Wände mit textilen Materialien. Auch gibt es bereits schallgeprüfte Armaturen, die die Badbenutzung leiser machen.
Lärm kann im Alltag und im eigenen Zuhause unerträglich werden und schadet der Gesundheit. Guter Schallschutz bietet deshalb ein wesentliches Plus an Lebensqualität. Bild: Adobe Stock
Experten verwenden den Begriff der „akustischen Behaglichkeit“, der bei etwa 55 Dezibel liegt. Ist man dauerhaft einem Schallpegel von 80 Dezibel ausgesetzt, kann das die Gesundheit schädigen. Zum Vergleich: Das Geräusch einer Kettensäge oder eines Presslufthammers liegt bei 120 Dezibel, wer flüstert verursacht etwa 30 Dezibel.
Für besondere Anforderungen an den Schallschutz gibt es Ziegel gegen den Lärm von draußen und gegen die Geräusche innerhalb des Hauses. So werden Planfüllziegel zu Schallschutzwänden vermauert, die dann geschosshoch mit Beton vergossen werden. Wohnungs- oder Haustrennwände sowie Treppenhäuser und Liftschächte werden mit Planfüllziegeln hergestellt und schützen wirksam gegen Lärm und Geräusche.
Fokus der Forscher
Massive einschalige Außenwände aus Ziegel schützten bislang ausreichend gegen Außenlärm und boten somit angenehme Ruhe in den vier Wänden. Aufgrund der sich ständig verschärfenden EnEV-Anforderungen lag der Fokus von Forschung und Entwicklung für Hochlochziegel in den letzten Jahrzehnten auf der Reduzierung des Wärmedurchganges. Dies verringerte die bislang als positiv empfundenen akustischen Eigenschaften von massiven Ziegelhäusern wieder um einige Dezibel.
Zusätzlich haben sich unsere persönlichen Anforderungen an Komfort und Behaglichkeit in den vier Wänden deutlich gesteigert. Es gilt als bewiesen, dass bei einem hohen Grundpegel an Verkehrslärm von draußen die Geräusche aus Nachbarwohnungen drinnen eher toleriert werden. Leben wir aber in zu gut isolierten Räumen, empfinden wir bereits den eingeschalteten Fernseher oder das Klavierspiel des Untermieters als störend.
Wenn also eine gute Schalldämmung durch eine hohe Rohdichte bzw. flächenbezogene Masse erreicht wird, müsste man infolge dessen einfach etwas breitere Steine verwenden. Doch leider ist es damit nicht getan. Ein 49 cm breiter mineralwolle-gefüllter Ziegel bringt eine hervorragende Wärmedämmung. Er hat aber den gleichen Schalldämmwert wie der 36,5 cm breite Ziegel des gleichen Typs. Es geht also physikalisch nicht beides gleichzeitig.
Dank kontinuierlicher Weiterentwicklung verfügt der mittelständische Verbund Mein Ziegelhaus über ein abgestuftes Programm, das hohe energetische und schallschutztechnische Standards erfüllt. Bild: Gerd Schaller/Mein Ziegelhaus
Schallwellen brauchen Dämpfung
Nun gibt es neben der Rohdichte des Materials noch weitere Einflussgrößen: Die Lochbildgeometrie und der strukturell bedingte Verlustfaktor des Ziegelscherbens.
Die in unserem Fall gewünschte Umwandlung der Schallwellenenergie in Wärme wird durch unregelmäßige Einschlüsse, Korngrenzen und Poren im Ziegelscherben erzielt. Sie verhindern eine gleichmäßige und gerichtete Schallwellenausbreitung und erhöhen dadurch den Verlustfaktor. Also kann auch bei identischer Steinabmessung, Lochgeometrie und Rohdichte ein erhöhter Verlustfaktor erzielt und Einfluss auf das Schalldämmmaß genommen werden.
Gebrannte Ziegel verfügen heute bereits über eine gewollt hohe Porosität des Ziegelscherbens, um die gewünschten Wärmedämmeigenschaften zu erfüllen. Große dämmstoffgefüllte Kammern werden wegen niedriger Lambda-Werte und aufgrund ihrer Robustheit bevorzugt, stoßen aber als Schalldämpfer bald an ihre Grenzen. Anpassung der Steg-Geometrien, Optimierung der Keramik und Einsatz speziell schallresorbierender Füllmaterialien bleiben als Ansatz bestehen, um einige Dezibel gut zu machen.
Gleichzeitig ist dem Akustiker bekannt, dass Schall innerhalb eines Raumes bzw. in den Wänden selbst weitergeleitet wird. Der Übergang einer Wand auf die nächste muss sauber ausgeführt werden. Sowohl das Material als auch die Art der Einbindung einer Innenwand in die Außenwand hat erheblichen Einfluss auf die Luftschalldämmung. Es muss also auch die Konstruktion im Detail stimmen, um nicht an Schwachstellen Geräusche und Lärm durchzulassen. Genau hier kommt es auf sorgfältige Planung und gute Bauausführung an.
Der moderne Wohnungsbau ist in den vergangenen Jahren in Sachen Schallschutz kontinuierlich anspruchsvoller geworden. Dabei ist guter Schallschutz nicht nur an vielbefahrenen Straßen ein wichtiges Thema. Bild: Gerd Schaller/Mein Ziegelhaus
Wer schluckt den Schall besser?
Grundsätzlich gilt bei einschaligen Systemen: Ein massiver Körper kann Schall besser schlucken als ein leichter. Das heißt, je schwerer ein Bauteil ist, desto geringer wird es von auftreffenden Schallwellen in Schwingungen versetzt. Betrachtet man die Schalldämmung in Abhängigkeit von der Frequenz, so besitzen nur ideale biegeweiche Stoffe, wie ein Bleiblech oder eine Gummimatte eine perfekte Proportionalität in dieser Korrelation. Alle anderen üblicherweise verwendeten Baustoffe haben im typisch hörbaren Frequenzbereich zwischen 16 und 2.000 Hertz durchaus beachtliche Einbrüche der Schalldämmeigenschaften. Diese begründen sich aus Eigenschwingungen, Resonanzen oder Undichtigkeiten einer für Schalldämmmessungen standardgerecht aufgebauten Wand.
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