Barrierefreies Zuhause
Einen barrierefreien Wohnbereich verbinden viele mit einem ausschließlich behinderten- oder altersgerechten Zuhause. Das Thema ist aber wesentlich komplexer. Wohnen ohne Barrieren bedeutet mehr Freiraum für den Einzelnen und erhöhten Wohnkomfort für alle Generationen.
Ein barrierefreier Wohnraum ist uneingeschränkt und ohne die Hilfe anderer nutzbar sowie zugänglich. Das gilt für alle Menschen, ob alt, jung, mit oder ohne körperliche Beeinträchtigungen (gehbehindert, blind). Die Bedürfnisse des Einzelnen werden in besonderem Maße berücksichtigt. Barrierefreiheit fördert also auch ein gleichberechtigtes Miteinander verschiedener Individuen. Sie erleichtert alten bzw. gebrechlichen Menschen die Teilnahme am Leben und soziale Kontakte. Gleichzeitig erhöhen sich der Wohnkomfort und die Sicherheit auch für jüngere, nicht behinderte Menschen sowie Familien mit Kindern.
Lärm kann im Alltag und im eigenen Zuhause unerträglich werden und schadet der Gesundheit. Guter Schallschutz bietet deshalb ein wesentliches Plus an Lebensqualität. Bild: Adobe Stock
Die Vorteile der Barrierefreiheit liegen auf der Hand
Ein Zuhause ohne steile Treppen und Stolperfallen bewahrt alte Menschen und kleine Kinder gleichermaßen vor gefährlichen Stürzen. Ausreichend breite Durch- und Zugänge erleichtern Müttern mit Kinderwagen, Bewohnern mit schweren Einkaufstüten oder Senioren mit Rollator die Beweglichkeit. Freie Flächen ohne Engstellen gewährleisten Mobilität und Freiraum für alle. Barrierefrei bedeutet nicht gleichzeitig in vollem Umfang rollstuhlgerecht. Um die besonderen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern zu berücksichtigen, müssen rollstuhlgerechte Wohnungen weitergehende Anforderungen erfüllen. Es ist möglich, ein Haus oder eine Wohnung nachträglich barrierefrei umzubauen. Dabei kommt es auf den Einzelfall an: Häufig sind kleine Veränderungen eine große Hilfe im Alltag, und es ist kein vollständiger Umbau notwendig. Wer schon beim Bau die Barrierefreiheit mit einplant, spart sich spätere Kosten und Unannehmlichkeiten.
Wie ist ein barrierefreies Eigenheim ausgestattet?
Für die barrierefreie Ausstattung von Wohnungen gibt es exakte Empfehlungen und Richtlinien, die in DIN-Normen festgelegt sind. Im Optimalfall sind in einer barrierefreien Wohnung keine Hindernisse in Form von unebenen Böden, Schwellen, Stufen und anderen Stolperfallen vorhanden. Die Räume und Durchgänge lassen volle Beweglichkeit zu. Alle Türen sind ausreichend breit, die Türgriffe befinden sich in einer Höhe, die für kleine und große Bewohner erreichbar ist. Der Zugang zum Haus ist stufenlos oder mit einer Rampe ausgestattet. Sofern sich im Haus Treppen befinden, sollten die Stufen möglichst kurz und gerade sein. Aufzüge oder Treppenlifte steigern den Komfort für gehbehinderte Menschen erheblich.
Wichtige Ausstattungsmerkmale der Barrierefreiheit
Ein wesentlicher Aspekt ist die helle Beleuchtung potenziell gefährlicher oder leicht übersehbarer Bereiche wie Treppen, Eingänge und Winkel. Wichtig sind rutschfeste Bodenbeläge im Haus sowie Zugangsbereich. Blinde Menschen finden sich besser zurecht, wenn wechselnde Materialien zum Einsatz kommen. Alle Fenster und Türen sollten sich mit wenig Kraftaufwand selbst von gebrechlichen Menschen öffnen und schließen lassen. Für beweglich stark eingeschränkte Menschen sind tief angebrachte Fensterbrüstungen wichtig. Sie können ihr Zuhause in der Regel seltener verlassen und legen Wert auf einen guten Ausblick. Den gleichen Zweck erfüllen transparente Einsätze in der Balkonbrüstung.
Auch Küche und Bad sollten barrierefrei sein
Die Höhe der Küchenschränke sollte den individuellen Bedürfnissen der Bewohner entsprechen. Zweckmäßig sind teilweise beinfreie Arbeitsplatten, die das Sitzen bei der Arbeit ermöglichen. Ideal ist eine Küche, die genug Platz zum Kochen und Essen bietet. Anderenfalls sind kurze Wege zwischen Essplatz und Küche sinnvoll. Auch im Bad sind beinfreie Waschbecken und Bewegungsfreiheit wichtig. Einhebelarmaturen erleichtern die Bedienung. Ein barrierefreies Bad verfügt über eine große, ebenerdig zugängliche Dusche. An den Wänden sind Haltegriffe vorhanden oder lassen sich nachrüsten. Die Tür öffnet sich nach außen, damit sie im Fall eines Sturzes nicht das Bad blockiert. Im gesamten Wohnraum sollten die Schränke viel Stauraum in Griffhöhe bieten. Stehen vor allen Möbeln großzügige Bewegungsflächen zur Verfügung, sind auch die Schranktüren ungehindert nutzbar.
Nicht nur bei Einfamilienhäusern, sondern auch im Geschosswohnungsbau ist Barrierefreiheit eine Investition in die Zukunft. Dazu zählen ebenerdige Eingänge, Aufzuganlagen, durchgängige Etagen bis hin zu Penthaus-Wohnungen mit frei zugänglichen Dachterrassen. Bild: Gerd Schaller/Mein Ziegelhaus
Barrierefreiheit beginnt bei der Planung
Barrierefrei bedeutet, dass alle Menschen in gleicher Weise ein Haus oder eine Wohnung nutzen und sich darin frei bewegen können. Dies gilt gleichermaßen für Familien mit Kindern, Senioren und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen wie verringerter Seh-, Hör- oder Bewegungsfähigkeit. Barrierefreiheit kommt jedem zugute: Schwellenlose Böden, breite Durchgänge und freie Bewegungsflächen verhindern Stürze und erhöhen die Lebensqualität aller Hausbewohner. Auch bei vorübergehenden Beeinträchtigungen, etwa einem gebrochenen Bein, hat ein barrierefreies Zuhause unschätzbare Vorteile.
Die Anordnung und Aufteilung der Räume
Die Raumplanung hängt in erster Linie von den Bewohnern und der zur Verfügung stehenden Fläche ab. Um im eigenen Zuhause alt werden zu können, ist eine weit in die Zukunft reichende Planung wichtig.
Wenn genügend Quadratmeter zur Verfügung stehen oder keine Kinder vorhanden sind, bietet sich ein Bungalow an. Das Leben findet auf einer Ebene statt, ohne dass die Familienmitglieder Treppen überwinden müssen. Ist nur eine mehrstöckige Bauweise möglich, sollte ein Treppenlift oder Aufzug zumindest nachrüstbar sein.
Verändert sich die Zahl der Bewohner künftig? Sind noch Kinder geplant oder soll ein Elternteil zuhause gepflegt werden? Bekommt jeder ein eigenes Zimmer? Wenn alle Kinder erwachsen sind und ausziehen, ist das Haus dann zu groß für die Eltern? Eine Einliegerwohnung ist vielseitig nutzbar – als Wohnung für die Großeltern, für eine Pflegekraft oder die erwachsenen Kinder. Außerdem ist eine Untervermietung an Fremde denkbar. Neben dem finanziellen Aspekt ist der Untermieter auch für die Reinigung der Wohnung zuständig und entlastet damit die Eigentümer.
Die barrierefreie Grundstücks- und Raumaufteilung ist sehr individuell und vom Einzelfall abhängig. Es kommt natürlich auch darauf an, ob es sich um einen Neubau oder einen nachträglichen Umbau handelt. Wer sich von einem erfahrenen Architekten beraten lässt, vermeidet spätere, teure Modernisierungen.
Prinzipien eines barrierefreien Heims
Die Grundlagen für die Planung barrierefreier Wohnungen und Häuser sind in der DIN-Norm niedergelegt. Dort sind unter anderem die exakten Maße der Räume, Freiflächen und Durchgänge festgehalten. Weiterhin gibt die Richtlinie Aufschluss über die weitergehenden Anforderungen an rollstuhlgerechte Wohnungen, etwa bezüglich Größe und Zugänglichkeit.
Barrierefreiheit fängt bei einer guten Planung an. Hier werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Bild: Adobe Stock
Wesentliche Faktoren für eine barrierefreie Bauweise
• Alle im Haus lebenden Menschen, ob körperlich eingeschränkt oder nicht, können sich selbstständig bewegen und alle Räume ohne fremde Hilfenutzen.
• Der Zugang zum Haus ist schwellenlos (ebenerdig oder mit einer Rampe ausgestattet). Dasselbe gilt für die Innenräume. Sofern Treppen vorhanden sind, lassen sich diese mit einem vorhandenen oder nachrüstbaren Treppenlift bzw. Aufzug überwinden.
• Alle Räume sind ausreichend groß für freie Bewegungsflächen.
• Auch Garage oder Parkplatz müssen ungehindert erreichbar sein. Die Einstiegsseite zum Fahrzeug ist mindestens 1,5 Meter breit.
• Die Bodenbeläge sind rutschhemmend. Sehbehinderte Menschen profitieren von unterschiedlichen Materialien, auch an den Wänden.
• Niedrige Fensterbrüstungen und transparente Balkongeländer gewähren freie Sicht.
• Falls erforderlich, befinden sich Haltegriffe an den Wänden, im Duschbereich und an der Badewanne.
• Die Türen und Durchgänge sind breit genug für Rollstuhlfahrer.
• Es gibt keine scharfkantigen oder vorstehenden Bedienelemente. Alle Türgriffe, Heizkörperventile, Steckdosen und Schalter befinden sich in leicht erreichbarer Höhe.
• Ein erhöhter Schallschutz an Decken, Wänden und Eingangstüren sorgt für mehr Wohnkomfort.
• Die Fenster lassen sich leicht öffnen und schließen.
• Neben Anschlüssen für Fernseher und Telefon ist eine Türsprechanlage mit Öffnungsfunktion vorhanden.
• Bereits bei der Bauplanung die Elektroinstallation für den späteren Einbau einer Fernsteueranlage vorzusehen, ist kein reiner Luxus. Jalousien, Licht und Heizung per Fernbedienung steuern zu können, ermöglicht es alten bzw. körperlich eingeschränkten Menschen, unabhängig im eigenen Heim leben zu können.
Für rollstuhlgerechte Wohnungen sind weitere Details zu berücksichtigen. Beispielsweise müssen sich Briefkästen, Mülleimer, Lichtschalter und weitere Bedienelemente in sitzender Position erreichen lassen. Zusätzlich ist ein Abstellplatz für den Rollstuhl erforderlich. Angemessene Freiflächen und Wendemöglichkeiten sind in die Planung mit einzubeziehen.
Wissenswertes
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