Alter Baustoff im Hightech-Kleid

In Sachen Geschichtsbewusstsein kann ihm wohl kein anderer Baustoff das Wasser reichen. Schon etwa 3000 v.Chr. wurde Ton in Ziegelform gebrannt. Im Römischen Reich erlangte der Ziegel große Bedeutung – und die Tradition des Backsteinbaus reicht in Italien bis heute. Heute steht der Ziegel sinnbildlich für Beständigkeit und Langlebigkeit. Warum dieser „Stein mit Geschichte“ auch der Baustoff der Zukunft ist, erfahren Sie hier – anhand eines kleinen Exkurses in die Geschichte des Ziegels.

Die Geschichte des traditionsreichen Baustoffes Ziegel reicht bis zurück an die Anfänge der Menschheit. Die ersten luftgetrockneten, ungebrannten Lehmsteine wurden in Jericho im Jordantal in den Siedlungsgeschichten von Häusern aus dem 8. Jahrtausend v. Chr. entdeckt. In Mesopotamien wurden bereits 4 000 Jahre v. Chr. die ersten Ziegel gebrannt. In der Folgezeit wurden Ziegel für die Errichtung von Schutzwällen um Städte verwendet oder auch als Baustoff für Paläste eingesetzt. In der islamischen Kultur wurde der Ziegel vor allem für Ornamente verwendet.

In China nahm der Ziegel eine andere Entwicklung: dort wurde erstmals das Dach – und damit der Dachziegel – zu einem beherrschenden Element. In China wurden Backsteine ab etwa 1000 v. Chr. verwendet. Typisch für chinesische Backsteinbauten war der Verzicht auf Mörtel.

Siegeszug des Ziegels seit dem 1. Jahrhundert vor Christus

Für die Verbreitung der Ziegelbauweise sorgten vor allem die Römer. Vom Aussehen her ähnelten sie noch nicht dem heutigen Ziegel. Die römischen Backsteine sind dünner und haben eine quadratische Form. Auf ihren Feldzügen brachten die Römer den Ziegel auch nach Deutschland. Beispielsweise am Rhein legten die Krieger aus dem alten Rom zahlreiche große Ziegelproduktionen an. Dort entwickelte man auch rasch verbesserte Herstellungstechniken. Die maschinelle Ziegelherstellung trieben in erster Linie die Engländer voran. Der Durchbruch bei der Ziegelproduktion wurde 1854 in Deutschland erzielt.

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Auch wenn heute energiesparende Techniken bei der Ziegelherstellung eingesetzt werden, hat sich am traditionsreichen Herstellungsprinzip nur wenig geändert. Nach wie vor wird die Rohmasse bei etwa 1.000 Grad Celsius in großen Tunnelöfen gebrannt. Bild: Gerd Schaller/Mein Ziegelhaus

Rein in den Backofen…

Ziegel sind echte Naturprodukte, die wie kaum ein anderer Baustoff alle Anforderungen an umweltgerechtes Bauen erfüllen. Von der Tongrube bis hin zum Recycling – der gesamte Lebenszyklus des Ziegels stellt einen in sich schlüssigen Ökokreislauf dar. Seine ursprünglichen Bestandteile Ton, Lehm und Wasser sind bis heute unverändert geblieben. Diese werden vermischt, in Formen gepresst und gebrannt.

Doch auch wenn inzwischen moderne, energiesparende Techniken bei der Ziegelherstellung hinzugekommen sind, hat sich am traditionsreichen Herstellungsprinzip nur wenig geändert. Nach wie vor wird die Rohmasse bei etwa 1.000 Grad Celsius in großen Tunnelöfen gebrannt. Früher musste dafür freilich jedoch wesentlich mehr Energie aufgewandt werden. Heute bilden Trockenkammer und der direkt daran angeschlossene Ofen einen so genannten Energieverbund. Auf diese Weise konnte der Verbrauch an Primärenergie in den letzten Jahren um über 30 Prozent verringert werden. 

Entwicklung zum High-Tech-Baustoff

Im Laufe der Zeit wurde die traditionelle Kunst des Ziegelbrennens immer weiter verfeinert. Heute gilt das uralte Baumaterial als moderner High-Tech-Werkstoff, der sich durch seine positiven Produkteigenschaften wie beispielsweise Wärmedämmung, Stabilität, Langlebigkeit oder Umweltverträglichkeit auszeichnet.

In den letzten zehn Jahren wurde vor allem daran geforscht, wie man die Wärmedämmung und den Schallschutz durch den Einsatz von Füllstoffen verbessern kann. Der Fokus der Entwicklungen wird derzeit daraufgelegt, die Tragfähigkeit des Ziegels zu verbessern. Ziegelhersteller wollen auch im mehrgeschossigen Wohnungsbau weitere Marktanteile gewinnen. Im Einfamilienhaus besitzt der Ziegel als Baustoff bereits hohe Marktanteile. Die Hersteller sind davon überzeugt, dass man mit dämmstoffgefüllten Hintermauerziegeln bei entsprechender Planung problemlos bis zur Hochhausgrenze bauen kann.

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Ziegelhäuser sind wertbeständig und eine lohnenswerte Investition in die Zukunft, von der auch nachfolgende Generationen profitieren. Bild: Gerd Schaller/Mein Ziegelhaus

Im einem Ziegelhaus wohnen mehrere Generationen… nacheinander

Ziegelhäuser besitzen Standzeiten von rund 100 Jahren und mehr. Die langfristig hochwertige Bauqualität bürgt für eine hohe Beleihungsgrenze bzw. einen beträchtlichen Wiederverkaufswert. Dank dieser enormen Wertbeständigkeit erweisen sich Ziegelhäuser als sichere Altersvorsorge und somit als Wertanlage, von der mehrere Generationen profitieren können. 

Ziegel zeichnen sich in jeder Beziehung als wirtschaftlicher Baustoff aus – bei gleichzeitig höchster Qualität. Das massive Mauerwerk erfordert nur geringe Instandhaltungskosten. Dank des hohen Wind- und Wärmeschutzes lassen sich Energiekosten sparen. Und der durch die Langlebigkeit bedingte hohe Wiederverkaufswert macht aus einem Ziegelhaus eine lohnende Investition in die Zukunft. Die Jahrhunderte lange Erfolgsgeschichte des Traditionsbaustoffes geht also in die nächste Runde.

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Ziegelhäusern sind langlebig und wertbeständig. Aufgrund ihrer soliden Baukonstruktion ist der Erhaltungsaufwand verhältnismäßig gering. Bei einem massiven Ziegelhaus haben Holzwurm, Schimmelpilz oder andere Schädigungen der Bausubstanz keine Chance. Bild: Gerd Schaller/Mein Ziegelhaus